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Titelbild
In Zeiten computeranimierter Planungen ist eine illustrierte Zeichnung zwar etwas altbacken, aber das ist eine Modellbahn ja auch! Das hier ist die H0-Umsetzung des nördlichen Bahnhofskopfs von Linz am Rhein. Das Orange ist die Rampe zur Steilstrecke, bzw. der Bereich der Anlage, der mit Stahl- anstatt mit Holzschwellen geplant war.
 

Gedanken zur Planung einer Modellbahn

Vorbereitung zum Bau einer Modellbahn

 

Die Art in der ein Mensch seine Modellbahn baut und wie er sie handhabt, sagt sehr viel über seine Persönlichkeit aus. Die Extrempositionen, die Idealtypen im Sinne Max Webers, sind der kreative Freigeist und der autoritär denkende Untertan im Stile eines Diederich Heßlings, der Figur aus Heinrich Manns Roman "Der Untertan".

Ein kreativer Mensch wird eher zu Anlagen und Motiven tendieren, welche die Realität genau beobachten, sie aber bewusst und vorsätzlich überspitzt darstellen. Der bevorzugte Blickwinkel ist bei solchen Menschen die Ballonfahrerperspektive oder bei den großen Nenngrößen die eines Zaungastes. Solchen Menschen reicht oft schon eine kleine bis winzige Schaukastenanlage, die aber so aufgebaut und durchgestaltet ist wie ein Diorama.

Autoritär geprägte Menschen werden eher eine Position in einer Hierarchie anstreben – und zwar an der Spitze der dargestellten "Nahrungskette". Das wirkt sich natürlich auf Gestaltung und Steuerung der Anlage aus. Komplexe Gleisbilder, lange Züge und eine zentrale Steuerung einer raumfüllenden Anlage mit allem technisch möglichen Schnickschnack wären die Konsequenzen dieses Ansinnens.

Die dargestellten Positionen sind die Endpunkte an beiden Seiten einer breiten Skala. Dazwischen liegt natürlich eine unendliche Anzahl an Positionen. Letztendlich streut auch noch Dimension "Spielbahner vs. Betriebsbahner" mit ein. Diese Skala läuft nicht im 90°-Winkel zu der vorgenannten Skala. Sie ist eher als eine Art liegendes Andreaskreuz zu sehen.

Wichtig für einen erfolgreichen Abschluss sind jedenfalls die weitgehende Erfüllung der eigenen Vorstellungen unter Berücksichtigung sozialer und finanzieller Faktoren.

Mit anderen Worten: Die Modellbahn muss sich in Familie und sonstiges Sozialleben integrieren. Die Modellbahn muss aber auch finanzierbar sein und bleiben. Es bringt nichts (außer Frustration), die tollsten Pläne mit allem möglichen Klimbim zu planen, wenn man noch nicht einmal das Geld für einen vernünftigen Unterbau hat oder das Taschengeld im Quartal grade zur Anschaffung einer Weiche ausreicht.

 
Vorgehen
 

Man kann sich einfach eine Holzplatte schnappt und nach Gutdünken Gleise drauflegen. Miit dieser "Planungsstrategie" werden sich kurzfristig sicher schnelle Erfolge einstellen. Aber ob das langfristig so bleibt ist eine andere Sache. Dieses Vorgehen ist auch nur bei Kleinstanlagen unter zwei Quadratmetern zu empfehlen. Bei größeren Anlagen die vor allem auch länger Bestand haben sollen, ist eine gründlichere Planung sinnvoll.

 

Vorüberlegungen

Wer sich mit der Planung einer Modellbahn – zumal einer größeren – befasst, wird früher oder später mit der Auffassung konfrontiert, das schlüssige Betriebskonzept sei der Schlüssel zur gelungenen Modellbahn. Für Leute, die eine Modellbahn als Gegenstand eines Rollenspiels mit mehreren Personen sehen, mag das auch zutreffen. Für den modellbauenden Freidenker stellt diese Position den Zenith von Engstirnigkeit und Borniertheit dar.

Da die Betriebsbahner-Position in der Mehrheit der Mainstream-Modellbau-Gazetten verteten wird, wird hier im Wesentlichen der kreative Umgang mit der Modellbahn dargestellt.

Wo findet der spaßorientierte Spielbahner oder der Spielbahner mit Vorbildorientierung seine Anregungen zum Anlagenthema? Nun, "Augen und Geist offen halten!" ist ein guter Ansatz! In der Vorplanungsphase ist es ganz gut, sich viele Vorbildsituationen in der Literatur zu betrachten. Früher oder später kristallisieren sich bestimmte Vorlieben heraus. Es gibt viele Aspekte die bei der Planung einer Modellbahn früh berücksichtigt werden sollten. Das Betriebskonzept zählt nicht dazu – zumindest für Leute die mehr Spaß am Modellbau und weniger Spaß an dem Nachspielen eines paramilitärischen Sozialgefüges haben. Wichtige Eckpunkte der Überlegung sind:

  • Welches Budget habe ich (finanziell und zeitlich)?
  • Wie wird mein körperlicher Zustand zum Zeitpunkt des Endes der Bauzeit voraussichtlich sein (bleibe ich so agil wie ich es heute bin?)
  • Welches Thema interessiert mich?
  • Ist es möglich, dass sich meine Interessenslage in dieser Zeit verschiebt – kann ich meine Anlagenplanung entsprechend anpassen?
  • In welchem Maßstab möchte ich bauen – muss es eine Größe sein, die von der MOROP festgelegt ist, oder richte ich mich nach anderen Vorgaben?
  • Sonstige Wünsche

 

Zeit- und Finanzbudget?

Eine Modellbahn ist nur in den seltensten Fällen eine Geschäftsidee, bzw. eine Einnahmequelle. Für den Übergroßen Teil der Modellbahner ist und bleibt es ein Hobby. Entsprechend sind das zeitliche und das finanzielle Budget begrenzt. Diese Grenzen sollten bei Planung und Umsetzung unbedingt beachtet werden. Durch einen weitgehenden Verzicht auf Industrie- und Manufakturprodukte lässt sich der finanzielle Rahmen enger setzen. Dafür wird natürlich der zeitliche Rahmen massiv erweitert. Aber man bekommt Motive und Umsetzungen die wirklich einmalig (weil Einzelstücke) sind. Wer weniger Zeit und Schöpfungswillen hat, kann oder muss sein Vorgehen mit Bausätzen oder gar Fertigmodellen vorantreiben.

 

Wie könnte sich mein körperlicher Zustand verändern?

Wer eine Modellbahn plant hat oft alle möglichen und unmöglichen Aspekte im Kopf. Allerdings sind die körperlichen Veränderungen während der Bauzeit der Anlage oft der letzte Faktor, der in die Planung mit einbezogen wird. Wer eine größere Anlage bauen will, wird üblicherweise erst im vierten oder fünften Jahrzehnt seines Lebens dazu die materiallen und sozialen Voraussetzungen haben, so ein Vorhaben anzugehen. Spätestens ab diesem Alter muss der Mensch sich aber auch damit abfinden, dass seine körperlichen Fähigkeiten eher ab- als zunehmen. Die (auf dem Papier) schönste und bestgeplante Anlage bring dem Erbauer sehr wenig Vergnügen, wenn die körperlichen Bedingungen zur Beseitigung von Betriebsstörungen nicht mehr gegeben sind. Je älter der Erbauer wird, desto dankbarer wird er für seine eigene Weitsicht sein, "Fiddle Yards" anstatt Schattenbahnhöfen geplant zu haben.

Natürlich kann kein Mensch in die Zukunft blicken. Aber es kann durchaus sinnvoll sein, die Anlage so zu planen und zu bauen, dass man sie auch noch mit körperlichen Gebrechen bauen und betreiben könnte. In den 1970er und 1980ern gab es regelrechte Exzesse mit großflächigen Rechteckanlagen, Einstiegsluken und Gleisbildern, die das Vorfeld des Frankfurter Hauptbahnhofs wie das Idyll eines verträumten Landbahnhofs erscheinen ließen.

 

Welches Thema interessiert mich?

Die Themen die auf einer Modellbahn dargestellt werden können ist nahezu unendlich. Wenn es allerdings etwas gibt das "typisch deutsch" ist, dann ist es das Modellbahnthema "zweigleisige elektrifizierte Hauptstrecke mit eingleisiger Nebenstrecke". Der Wunsch nach langen Zügen ist vielleicht noch ein zweiter Mainstream-Gedanke. Ein kreativer Umgang mit einer Modellbahn bedeutet aber letztendlich nicht, eine bekannte Thematik einfach nur anders bzw. in diesem oder jenem Aspekt besser gemacht zu haben. Es bedeutet ausgetretene Pfade zu verlassen und seinen eigenen Weg zu suchen. Der eigene Weg bedeutet aber, möglicherweise auch, das Themengebiet europäischer Staatsbahnen (meist der Epochen 3 oder 4) zu verlassen.

  • Welches Thema interessiert mich?
  • Welches Budget habe ich?
  • Welche Zeit habe ich (voraussichtlich), um die Anlage zu bauen?
  • Wie wird mein körperlicher Zustand zum Zeitpunkt des Endes der Bauzeit voraussichtlich sein (bleibe ich so agil wie ich es heute bin?)
  • Ist es möglich, dass sich meine Interessenslage in dieser Zeit verschiebt – kann ich meine Anlagenplanung entsprechend anpassen?
  • In welchem Maßstab möchte ich bauen – muss es eine Größe sein, die von der MOROP festgelegt ist, oder richte ich mich nach anderen Vorgaben?
  • Sonstige Wünsche
 
Fazit
 

Letztendlich ist eine Modellbahn eine Umsetzung gegenwärtiger (und hoffentlich zukünftiger) eigener Wünsche und Träume. Der größte Fehler der bei der Planung einer Modellbahn gemacht werden kann ist, die heutigen Vorstellungen an den Materialien aus längst vergangenen Zeiten auszurichten. Menschen entwickeln sich weiter und die heutigen Wünsche und Ideen sind im Normalfall andere als vor einigen Jahrzehnten.

Wer eine größere und/oder zeitintensivere Anlage plant, sollte durchaus die oft rein quantitativen Wünsche der Kindheit und Jugend (z. B. lange Züge, Großer Bahnhof usw.) hinterfragen. Ebenfalls hinterfragt werden sollte, ob die vorhandene Nenngröße zu den gegenwärtigen Vorstellungen und dem finanziellen Hintergrund passt? Eine Feldbahnanlage in Spur Z ist vermutlich ähnlich unbefriedigend wie ein ICE in Spur II. Letzterer mag von der Größe her beeindrucken, der "Auslauf" eines solchen Gefährts ist bei üblichen Platzverhältnissen aber oft "etwas unbefriedigend". Auch die finanzielle Leistungsfähigkeit des Erbauers ist durchaus ein Faktor der berücksichtigt werden sollte. Der schönste Anlagenplan ist hinfällig, wenn dessen Umsetzung nicht zu finanzieren ist.

Unter allen denkbaren Aspekten gilt bei der Modellbahn "weniger ist mehr".

 
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