Vorwort
Leider ist die Quellenlage zu diesem Thema sehr undurchsichtig, weil
ich mich bis auf wenige Ausnahmen auch nur auf Sekundärliteratur
berufen kann. Aber genau bei der ursprünglichen Datenaufbereitung
scheinen einige Dinge so durcheinander gekommen zu sein, dass es sehr
schwierig ist, die bekannten Ereignisse den richtigen Jahren zuzuordnen.
Anhand der wenigen Primärquellen muss ich die verschiedenen Ereignisse
den entsprechenden Jahren zuordnen. Allerdings nehme ich nich in Anspruch,
das fehlerfrei tun zu können. Über E-Mails mit Dokumente und Artikel, die zur Klärung diverser Unklarheiten
führen, freue ich mich sicher und werde sie auch bei Gelegenheit
einarbeiten.
„Wir wollen links Fahren“ war der Anspruch von Hans Mersheimer
bezogen auf das Image und die zukünftige Opel-Entwicklungsrichtung.
Erschwerend hatte die Erkenntnis „Win on Sunday, sell on Monday“
auch die Chefetage in Rüsselsheim erreicht. Trotz einer Reglementierung
der Konzernmutter GM in den USA, im Motorsport-Duell der „großen
drei“ (Ford, Chrysler, GM) nicht mitzumachen, bzw. als Folge keinen
werksunterstützten Motorsport zu betreiben, hat sich in Europa
der Willen zum Motorsport mit Opel-Fahrzeugen manifestiert. Die „schwarze
Witwe“, ein, in deutsch-schwedischer Zusammenarbeit aufgebauter
rennfertiger Opel Rekord C war die bekannteste Umgehung der GM-Auflagen,
aber auch der holländische GM-Händler Dries Jetten hatte schon
ab Mitte der sechziger Jahre GM-Fahrzeuge, also auch Opel getunt.
1969
Jedenfalls hatte sich die Position des Opel-Motorsports wohl so gefestigt,
dass ab 1969 ein Opel-Markenpokal eingeführt wurde. Auftaktveranstaltung
war das Rennen im Vorfeld des Großen Preis von Deutschland 1969
auf dem Nürburgring. Am Samstag (2.8.1969) wurde der "Internationale
AvD-Nürburg-Pokal" und am Sonntag die "Internationale
AvD-Nürburgring-Trophäe" gefahren.
Weil die Teilnehmerzahl
recht hoch war, starteten die Kadetten versetzt zu von Commodore und
GT. Gefahren wurden ein Vor- und ein Endlauf, die Renndistanz waren
fünf Runden auf der damals 22,8 Kilometer langen Nordschleife.
Beim "Internationalen
AvD-Nürburg-Pokal" erreichte Toine Hezemans auf dem Jetten-Commodore
als Erster das Ziel. Seine schnellste Rundenzeit waren 10:26 Minuten.
Per Tjerneld war in einem von Ragnar Ekelund (der für die Motorisierung
der "schwarzen Witwe" gesorgt hatte) vorbereiteten Wagen war
der schnellste GT im Feld. In der Reihe hinter ihm stand Henri "Titi"
Greder. Marie-Claude Charmasson (besser bekannt als Marie-Claude Beaumont)
hat mit dem von ihr pilotierten Commodore GS das Ziel nicht erreicht.
Platzierungen
1. Toine Hezemans/Jetten Commodore A GS
2. Heinrich Wiese/Commodore
3. Per Tjerneld/GT (von Ragnar Ekelund vorbereitet)
Am Sonntag kommt es zum zweiten Rennen im Markenpokal – die "Internationale
AvD-Nürburgring-Trophäe" wird gefahren. Annähernd
100 Fahrzeuge versammeln sich um forciert durch die Eifel zu hetzen.
Bengt Dahlberg aus Schweden mit seinem roten Gruppe-2-Kadett-F-Coupé
konnte dieses Rennen für sich entscheiden (Rundenzeit der schnellsten
Runde 10:22). Zweiter wird Toine Hezemans (noch immer auf dem Jetten
Commodore GS) . Der spätere Chef der Opel-Sportbetreuung Helmut
"Helle" Bein wurde ebenfalls auf einem Commodore GS Dritter.
Durch den Ausfall von Per Tjerneld gewinnt Henri Greder die GT-Klasse
.
Platzierungen
1. Bengt Dahlberg/Kadett B (von Ragnar Ekelund vorbereitet)
2. Toine Hezemans/Jetten Commodore A GS
3. Helmut "Helle" Bein/Commodore A GS
1970
Am 2.8.1970 treffen wieder im Rahmenprogramm der Formel 1 ca. 70 Fahrzeuge
auf einander. Diesmal wurde in die Gruppen „Serien-Tourenwagen“,
„Spezial-Tourenwagen“ und „Spezial GT“ aufgeteilt,
es wurde in acht Hubraumklassen gefahren. Das Rennen wurde von Dr. Helmut
Marko im Steinmetz Commodore GS (der 2800 war schon homologiert, also
dürfte das ein GS 3000 gewesen sein) vom Start bis zum Ziel abgeführt,
wobei Bengt Dahlberg in seinem Kadett weniger als zwei Sekunden hinter
ihm war! Eigentlich kein Wunder, werkelte doch in Dahlbergs Kadett bereits
im August ein Motor, der erst zwei Monate später der Öffentlichkeit
vorgestellt wurde. Die Maschine basierte auf dem bekannten CIH-Kurbelgehäuse,
über dem ein Zylinderkopf thronte, der den Ansaugtrakt auf der
Beifahrer- und den Auslassbereich auf der Fahrerseite hatte. Es ist
also quasi das Motorkonzept, das der Opel GT Experimental unter der
Haube hatte, allerdings wurden Ansaug- und Auslass-Seite vertauscht.
Mit anderen Worten: Bengt Dahlberg hatte in seinem Kadett B bereits
zwei Monate vor der offiziellen Vorstellung einen Cross-Flow-Motor unter
der Haube (der Querstromkopf ist also nicht wie so häufig behauptet,
eine Entwicklung von Steinmetz und/oder Irmscher)! Dritter wurde der
Österreicher Martin Foster mit einem Commodore GS (Spezialtourenwagen
bis 2500 ccm).
Platzierungen
1. Dr. Helmut Marko/Steinmetz Commodore GS
2. Bengt Dahlberg/Kadett B Gruppe 2 (mit Querstromkopf(!))
3. Martin Foster/Commodore GS
1971
Der Opel Markenpokal entwickelte sich immer mehr zum "Clash of
the Titans"! Nicht nur professionell frisierte Wagen, sondern auch
professionelle Fahrer finden sich auf den Sitzen der Wagen! Für
Steinmetz sind Hans-Joachim Stuck, Dieter Fröhlich und Gerd Schüler
gefahren. Irmscher konterte mit Willi Kauhsen, Dieter Nakaten und Helmut
Mander. Greder Racing war mit Henri Greder selbst, Marie-Claude Charmasson
und Jean Ragnotti vertreten und Bengt Dahlberg sowie Boo Brasta stellten
die schwedische Delegation. Da in diesem Jahr auch (endlich) die Querstromköpfe
für die Sechszylinder homologiert waren, wurde die Leistungslücke
zwischen Serien- und Spezialtourenwagen so groß, dass sie in zwei
getrennten Läufen starteten. Diese Trennung erscheint unter Berücksichtigung
des Umstands, dass Hans-Joachim Stuck (noch mit dem "alten"
Gleichstromkopf) im Training unter 9:18 für die Umrundung der Nordschleife
bleibt, doch eher angemessen.
Neben "Strietzel" Stuck steht Manfred Mineif auf einem Irmscher-Commodore
in der ersten Startreihe. Die zweite Reihe wird von Mander in seinem
Pop-Kadett und Gerd Schüler im Steinmetz GT besetzt. Mander hat
von der guten Startposition allerdings nicht so richtig viel, denn Fröhlich,
Dahlberg und Mander fallen bereits in der ersten Runde kollisionsbedingt
aus! Für immerhin gute 2.000 Meter war Mineif Spitzenreiter, dann
allerdings löste sich seine Motorhaube und demolierte die Windschutzscheibe
seines Wagens. Durch den Ausfall von Teurlinx war Stuck's Weg zum Sieg
frei. Deutlich abgeschlagen sollen die Querstrompiloten Ragnotti (Commodore
GS) und Brasta (Commodore GS) und Schüler (GT) gewesen sein. Das
Rennen für die seriennahen Wagen wird von Klaus Miersch auf einem
Manta SR gewonnen.
Platzierung
Spezialtourenwagen
1. Hans-Joachim Stuck/Steinmetz Commodore GS
2. Jean Ragnotti/Steinmetz Commodore GS (Cross-Flow-Motor)
3. Boo Brasta/Steinmetz Commodore GS (Cross-Flow-Motor)
Platzierung Serientourenwagen
1. Klaus Miersch, Manta SR
2. Eckhard Meding, Kadett Rallye 1900
3. Wilfried Wilkenhöner, Manta SR |