Hauptseite > Motorsport > Rennmotoren > 16V-Motor von 1972
Opel Formel-2-Motor
Mit freundlicher Genehmigung von Erich Lörks

Bereits 1972 hatte Opel einen einsatzbereiten Rennmotor mit Vierventiltechnik! Der Zylinderkopf dieser Formel-2-Version sitzt aber wohl auf einem Gruppe-5-Unterbau (das Bild zeigt den Motor nach einer Revision des Motors im Jahr 2010 ± x). Bei einer Handvoll noch existierender Motoren kann man diese Abweichungen aber wohl verschmerzen.

 

Ansicht für Mobilgeräte   zurück
Der Opel-16-Ventil-Motor von 1972
 
Einleitung

Opel blickt bei der Entwicklung von Motoren mit Vierventiltechnik auf eine lange Tradition zurück. Bereits vor dem ersten Weltkrieg hatte Opel verschiedene Grand-Prix-Rennwagen mit vier Ventilen pro Zylinder gefertigt. Was die konkreten Gründe für das Verschwinden dieses Know-hows bei Opel waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Allgemein wurde aber die Drehmomentschwäche der Vier- und Mehrventilmotoren bemängelt. Möglicherweise lag auch in der Temperatur des oder der Auslassventile ein Grund für die damalige Mehrventiltechnik. Dann wäre es nachzuvollziehen, dass mit steigenden Materialqualitäten die Rückkehr zur technisch anspruchsloseren Zweiventiltechnik erfolgte.

Die Bedeutung der Mehrventiltechnik wurde in größerem Umfang wohl erst wieder in den Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckt. Höhere Literleistungen realisieren zu können, war wohl ein wesentlicher Grund diese Technik neu zu entdecken.

Durch verbesserte Werkstoffe und eine genauere Kenntnis der Funktionszusammenhänge im Viertakt-Verbrennungsmotor war es nun möglich, den Motoren ganz andere Potenziale mit auf den Weg zu geben! Die ersten Vierventiler der motorisierten Neuzeit hatten ihre Geburtsstunde wohl in Japan bei verschiedenen Motorrad-Aggregaten.

 

Entstehung des Motors

Offenbar wollte Opel in den frühen Siebzigern einen Vierventil-Zylinderkopf für den Straßeneinsatz entwickeln lassen. Da solche Vorhaben üblicherweise eine gewisse Vorlaufzeit haben, muss der Anstoß für diese Entwicklung schon Ende der Sechziger oder geringfügig später gewesen sein.

Auslöser war vermutlich der Umstand, dass Klaus A. Steinmetz und der ebenfalls von BMW zu Opel gewechselte Hans Hermann die Notwendigkeit eines Zylinderkopfs mit Vierventiltechnik gesehen haben. Beide hatten bei BMW mit dem Konstrukteur Ludwig Apfelbeck zusammengearbeitet und wussten, was in den nächsten Jahren von der Konkurrenz zu erwarten war. Mit den Neuankömmlingen wurde auch die Erkenntnis der Notwendigkeit eines Motors mit Vierventiltechnik nach Rüsselsheim getragen. Der dänischer Ingenieur und Steinmetz-Angestellte Hans Hermann sollte das Projekt in enger Zusammenarbeit mit Opel-Beschäftigten realisieren.

Das Ergebnis war aber wohl ein Zylinderkopf, der eher für den Renn- als für den Straßeneinsatz geeignet war! Es mag schon überraschen, wenn eine Entwicklung massiv an dem Entwicklungsauftrag vorbeiläuft. Andererseits ist es wohl auch so, dass Dinge die bei Opel nicht als "serientauglich" galten, bei anderen Herstellern durchaus als "realisierbar" erachtet wurden.

Das 317 PS starke Zweiliteraggregat mit der "ES-1" genannten Version des Vierventilkopfs sollte in der damals sehr beliebten Formel 2 verwendet werden. Die Umstände, weshalb es wohl nicht zum Formel-2-Einsatz gekommen ist, lassen sich nach aktueller Quellenlage nicht eindeutig klären. Für 1973 war die Homologation dieses Motors für den Ascona A und dessen Einsatz in der Deutschen Rennsportmeisterschaft geplant.

Im Vergleich zum Formel-2-Motor von Opel: Der Kaiman-Motor von L. Apfelbeck leistete (ebenfalls mit Opel-CIH-Unterbau) 285 PS aus zwei Litern Hubraum. Realisiert wurde dieser Motor von der Firma Bergmann aus Wien in Zusammenarbeit mit der Firma Stock in Graz. Stock hat wohl den Zylinderkopf des Kaiman-Motors gegossen. Formen und Konstruktionszeichnungen sollen zumindest vor einigen Jahren noch vorhanden gewesen sein. Während der Kaiman-Motor seine Spitzenleistung bei "nur" etwa 9.400 U/min bereitstellte, soll der 16-V-Motor von Opel fünfstellige Drehzahlen erreicht haben!

Der Einsatz im Ascona und in der Gruppe 4 wurde wohl durch die Insolvenz von Steinmetz negativ beeinflusst. Besonders im Rahmen der Insolvenz der Firma Steinmetz kam es wohl auch zu Unstimmigkeiten zwischen Fahrzeughersteller und Fahrzeug-Tuner, was Auftragslage und finanzielle Aspekte betraf.

 

Weitere Entwicklungen

Letztendlich wurde der Motor mit der "ES-3"-Version des Zylinderkopfs durchaus in der Gruppe 4 eingesetzt. Allerdings war der Einsatzort der Gruppe-4-Kadett-C. Gebaut wurden offenbar die 100 Exemplare, die zur Homologation in dieser Gruppe notwendig waren.

Der in der Rallye-Version 225 PS starke Motor war aber offenbar eine zu große Belastung für die restliche Antriebstechnik des Kadett C. Technische Defekte häuften sich – mal gab der Antriebsstrang, mal der Motor auf. Diese nahezu ununterbrochene Kette von Pannen und Misserfolgen ist es wohl, die letztendlich zu Ablösung von Helmut "Helle" Bein führen. Mit "Helle" Bein verschwand auch dieser Motor kurzzeitig aus dem Blickfeld des Interesses!

Im Jahr 1982 setzte Otto Kälberer die von Opel gekauften Formel-2-Motoren in einem Lola T294 und einem Lola T296 ein. Eingesetzt wurden die Motoren in der Interserie. Die Motoren mit einer Leistung von 310 – 320 PS hatten allerdings Probleme mit der Standfestigkeit: Sie hielten nur etwa 1 – 2 Rennen! Das war vermutlich der Grund, warum die Motoren nach der Saison 1982 wieder verkauft wurden. Hier einige Rennen, bei denen Otto Kälberer der Motoren einsetzte:

 

Datum Rennen Fahrzeug/Motor
4.07.1982 Nürburgring Nordschleife Lola T294/Opel
24.07.1982 Nürburgring (Heat 1) Lola T296/Opel
24.07.1982 Nürburgring (Heat 2) Lola T296/Opel
12.09.1982 Siegerland Lola T294/Opel

Quelle: http://wsrp.cz/interserie1982.html (Stand: 10.07.2023)

 

Bilder vom 1972er Motor
Mit freundlicher Genehmigung von Erich Lörks
2,0-16V von 1972 2,0-16V von 1972 2,0-16V von 1972
2,0-16V von 1972 2,0-16V von 1972 2,0-16V von 1972
 
Bilder von einem zerlegten 2,0-16V (Gruppe 5)
Mit freundlicher Genehmigung von Hartmut Steffens
2,0-16V (Gruppe 5) 2,0-16V (Gruppe 5) 2,0-16V (Gruppe 5)
2,0-16V (Gruppe 5) 2,0-16V (Gruppe 5) 2,0-16V (Gruppe 5)