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Bahntrasse bei Ravolzhausen
Das Einzige, was heute noch die ehemalige Bahntrasse erahnen lässt, ist der Verlauf des Weges in langgestreckten gleichmäßigen Radien. Wege die nicht als Bahntrasse angefangen haben, beschreiben oft engere und ungleichmäßigere Radien.
 

Spätere Nutzung der Hanauer Kleinbahn

Was ist geblieben – ein genauer Blick auf die Überbleibsel

 

Einleitung

Allgemein heißt es, von der Hanauer Kleinbahn seien keine Überbleibsel außer zwei Bahnhofsgebäuden zu finden. Genauere Beobachter entdecken noch die Trasse vom Bahnhof Hüttengesäß bis einige Hundert Meter vor den Bruderdiebacherhof. Aber es gibt noch sehr viele Details zu entdecken, die Hinweise auf die Hanauer Kleinbahn und ihren Streckenverlauf geben. Stellenweise muss man die preußischen Messtischblätter aus dem frühen 20. Jahrhundert zu Hilfe nehmen, um den Streckenverlauf zu kennen und Überreste zu erkennen. Wenn der Streckenverlauf erkannt ist, werden auch Dinge und Überbleibsel erkennbar, die auch auf x andere Ereignisse zurückgeführt werden könnten. Auf der ehemaligen Trasse der Hanauer Kleinbahn laufen noch heute Verkehrswege, deren Verlauf von der Hanauer Kleinbahn (und vermutlich daraus resultierenden Eigentumsverhältnissen) beeinflusst worden sind.

Im Folgenden sollen einige dieser Verkehrsrelikte bildlich und verbal abgebildet werden. Dabei verläuft die Betrachtung von Hanau ausgehend entlang der Trasse(n) zu den beiden Endpunkten.

 

Was ist von der Strecke geblieben?

Die Kleinbahn hat in der Region schon ihre Spuren hinterlassen. Allerdings muss man genau hinsehen, um sie zu erkennen. Hier ist es ein bewachsener Grünstreifen und da sind es ein paar Feld- und Radwege. Insgesamt ist aber nicht viel von der Bahn geblieben. Eine Straße in Hanau trug früher den Namen "An der Kleinbahn", in Hüttengesäß gibt es eine Bahnhofsstraße aber weit und breit keinen Bahnhof mehr (auch wenn das Gebäude noch steht). Der Bahnkörper wurde im Rahmen der Zwangsliquidation an die Firma "Erich Müller, Feld-, Klein- und Normalbahnen" in Berlin-Zehlendorf verkauft. Ebenso verkauft wurden Fahrzeuge, Gebäude und Grundstücke der Bahn.

Die einzelnen Überbleibsel werden im Zusammenhang mit Bildern der heutigen Überbleibsel dieser Bahn besprochen.

Ansonsten ist auf Sateliten- oder Luftbildern noch die Abzweigung des Gleises in die Carl-Benz-Straße zu erkennen.

 
Standort des ehemaligen Lokalbahnhofs Hanau

Vom Lokalbahnhof in Hanau ist nichts mehr übrig geblieben. Auf dem Gelände des Hanauer Kleinbahnhofs stand in den vergangenen Jahrzehnten die Milchzentrale Hanau. Auch dieser Betrieb an der Kreuzung der Breitscheid- und der Kleinbömerstraße ist mittlerweile Geschichte und abgerissen worden.

Gelände HU-Lokalbahnhof Gelände HU-Lokalbahnhof Gelände HU-Lokalbahnhof
 
Exkurs: Ehem. Gleisanschluss des Kgl. Preuss. Proviantamt (Heeresversorgungsamt)

Nicht direkt zur Hanauer Kleinbahn, aber schon zu dem Themenbereich gehört der Gleisanschluss des Forage-Depot der US-Army an der Francois-Kaserne. Das Depot befand sich südlich der Lamboystraße und quasi am Südrand der Francois-Kaserne. Da der Besuch dieser Anlagen für mich der Auslöser war, mich näher mit dem Themenbereich "Hanauer Kleinbahn" zu befassen, lasse ich diese Bilder quasi als Anhang in diesem Artikel.

Gebaut wurden diese Gleise etwa 1936/37. Sie gehörten zum "Königlich preußischen Proviantamt", das später auch als "Heeresverpflegungsamt" bekant war.

Im Rahmen der Landesgartenschau 2002 wurden die Gleise des Kgl. Preuss. Proviantamt in das Konzept eines neuen Parks eingebunden. Wirklich eisenbahnarchäologische Erkenntnisse lassen sich aus diesen Gleisen also nicht mehr gewinnen.

Die Trasse vom Lokalbahnhof Hanau zum Haltepunkt Neuhof in ca. 1,2 Kilometern Entfernung ist auf Grund ihres Bewuchses der Bahntrasse noch etwa bis zur heutigen Karl-Marx-Straße zu erkennen. Das stillgelegte Gleis, das heute an dieser Stelle liegt, dürfte von keinem Fahrzeug der Hanauer Kleinbahn befahren worden sein.

Etwa bis auf Höhe des Nachbarschaftshaus Tümpelgarten in Hanau wurde offenbar die Trasse der Hanauer Kleinbahn genutzt. Dann verzweigte sich die Trasse auf vier Gleise, die als Bahnanschlusses der Francois-Kaserne dienten. Die Tresse der Bahn knickte dann südwestlich ab. Die Trasse dürfte etwa da gelegen haben, wo sich heute der Buchenweg befindet. In diesem Bereich haben sich aber durch mehrfache Überbauung keine Überbleibsel erhalten.

Hanauer Kleinbahn Hanauer Kleinbahn Hanauer Kleinbahn
Hanauer Kleinbahn Hanauer Kleinbahn Hanauer Kleinbahn
Hanauer Kleinbahn Hanauer Kleinbahn Hanauer Kleinbahn
Hanauer Kleinbahn Hanauer Kleinbahn Hanauer Kleinbahn
Hanauer Kleinbahn Hanauer Kleinbahn Hanauer Kleinbahn
 
Die Rückinger Weiche

Die Rückinger Weiche ist nach mehrfacher Überbauung des Geländes logischerweise nicht mehr zu erkennen. Allerdings verläuft die Grenze des Eckgrundstücks der Rückinger Carl-Benz-Straße zur Leipziger Straße in einem Kreisausschnitt mit recht großem Radius. Die Carl-Benz-Straße entspricht dem damaligen Verlauf der Kleinbahntrasse. Die abgerundete Grundstücksgrenze wird ihren Ursprung in den Bodenbesitzverhältnissen haben, die durch die Schenkung (und spätere Rückgabe) der Grundstücke für die Trasse der Hanauer Kleinbahn haben.

Rückinger Weiche Rückinger Weiche Rückinger Weiche
 
Haltepunkt Ravolzhausen

Etwa im Bereich des Zusammentreffens von Rhön- und Fallbachstraße soll sich der Haltepunkt Ravolzhausen befunden haben. Dieser Bereich ist seit dem Ende der Hanauer Kleinbahn dicht bebaut worden. Dort finden sich sicher keine direkt sichtbaren Spuren mehr. Aus der Vogelperspektive erkennt man, dass die Bahnhofstraße genau auf diesen Schnittpunkt der beiden genannten Straßen zuläuft. Allerdings verläuft die Fallbachstraße in einem recht weiten Radius Richtung Südwesten um dann hinter der Ziegelei (wo die heutige Straße "Industriestraße heißt) wieder in eine leichte Gegenkurve von knapp 45° zu gehen. Die Trasse lief dann wohl auf der heutigen Straße "Am Hasenweiher" parallel zum Fallbach.

Von der Bahntrasse ist vom Boden aus quasi nichts mehr zu erkennen. Aber auf Satelitenbildern dieses Gebiets erkennt man den Verlauf der Fallbachstraße als jenen der Kleinbahntrasse. Diese Straße läuft auf eine asphaltierte Fläche zu, die heute der Parkplatz einer Spedition ist. Über diesen Parkplatz läuft quasi als direkte Verlängerung der Fallbachstraße ein merklich dunklerer Streifen, der vom Boden aus in keinster Weise auszumachen ist. In direkter Verlängerung der Fallbachstraße/des Streifens über den Speditionsparkplatz verläuft ein Trampelpfad in einem weiten und gleichmäßigen Bogen in Richtung der Straße "Am Hasenweiher". In Verbindung mit den preußischen Messtischblättern 5819 und 5820 lässt sich der Verlauf der Kleinbahn entlang des Straßenverlaufs der heutigen Fallbahstraße bestätigen. Auch der weitere Verlauf auf der heutigen Straße am Hasenweiher hat ihren Ursprung in der

Ravolzhausen Ravolzhausen Ravolzhausen
Ravolzhausen Ravolzhausen Ravolzhausen
 
Bruderdiebacherhof/Koch'sche Mühle

Ein weiterer Haltepunkt der Kleinbahn und ein Orientierungspunkt für Eisenbahnarchäologen ist der 1333 gegründete Bruderdiebacherhof. Dieser Einsiedlerhof zwischen Ravlzhausen und Hüttengesäß wurde ebenso wie der Baumwieserhof zwischen Hüttengesäß und Langenselbold als Musterhof des Klosters Selbold angelegt.

Im Bereich des Bruderdiebacherhofs verlief die Strecke nördlich des Fallbachs zwischen dem genannten Hof und der dazugehörigen Mühle auf der anderen Seite des Fallbachs. Aus Richtung Ravolzhausen kommend verlief die Strecke grob in nordwestlicher Richtung. Sie verlief nördlich des Fallbachs zwischen dem Bruderdiebacherhof und der genannten Mühle südlich des Fallbachs hindurch. In diesem Bereich zweigte auch ein Verladegleis für die genannte Mühle ab. Mit dem Ende der Kleinbahn kam auch das Ende der Mühle. Der Bruderdiebacherhof und die dazugehörige Mühle waren ohne die Hanauer Kleinbahn eben irgendwo "in the Middle of Nowhere"!

Hinter dem Bruderdiebacherhof schwenkte die Strecke parallel zum Fallbach Richtung Westen, querte die Stelle, an der heute ein neuerer Hof steht. Kurz danach ist der Punkt, an dem man die ehemalige Trasse der Kleinbahn nicht mehr ohne Macheten weiterverfolgen kann, weil die Trasse vollkommen zugewuchert ist.

Bahnhof Hüttengesäß Bahnhof Hüttengesäß Bahnhof Hüttengesäß
 
Reste der Trasse bei Hüttengesäß

Zwischen Hüttengesäß und dem Bruderdiebacherhof ist die Trasse der Hanauer Kleinbahn noch am deutlichsten zu erkennen. Auch hier wurde der Weg in großen Radien durch die Landschaft gezogen. Im Wald finden sich Stellen, an denen Hänge abgetragen wurden. Dies ist ein sicheres Indiz, dass es sich um eine ehemalige Bahntrasse und nicht um einen ehemaligen Fußweg handelt.

Bahnhof Hüttengesäß Bahnhof Hüttengesäß Bahnhof Hüttengesäß
Bahnhof Hüttengesäß Bahnhof Hüttengesäß Bahnhof Hüttengesäß
Bahnhof Hüttengesäß Bahnhof Hüttengesäß Bahnhof Hüttengesäß
 
Das ehemalige Bahnhofsgebäude in Hüttengesäß

In Hüttengesäß steht das umgebaute ehemalige Empfangsgebäude noch an der Landstraße an der Straße der den Einsiedlerhof "Baumwieserhof" nach Langenselbold stehen. Das Bahnhofsgebäude wurde zwar mittlerweile durch einen Anbau verändert, aber es ist noch sehr deutlich zu erkennen. Ebenfalls noch vorhanden ist der ehemalige Lokschuppen seitlich an der ehemaligen Gleisseite des ehemaligen Bahnhofs. Auch dieses Bahnhofsgebäude entspricht dem Typus der Bahnhofsgebäude in Hanau, Langendiebach und Langenselbold.

Einen Hinweis findet man bei den beschriebenen Radtouren auf der Website www.ronnebusch.de: An der Straße nach Langenselbold soll auf Höhe des Sportlerheims rechts ein Radweg Richtung Ravolzhausen verlaufen. Dieser Radweg verläuft wohl 600 Meter auf dem Damm der Hanauer Kleinbahn.

Bahnhof Hüttengesäß Bahnhof Hüttengesäß Bahnhof Hüttengesäß
Bahnhof Hüttengesäß Bahnhof Hüttengesäß Bahnhof Hüttengesäß